* 7. Mai 1936
† 13. Dezember 1981
von Hermann-Christoph Müller
Essay
Für den musikalischen Konservativismus der 50er-Jahre in England ist eine beiläufige Begebenheit bezeichnend: Als der Student Cornelius Cardew und sein Freund Richard Rodney Bennett an der Royal Academy of Music in London die „Structures I“ für zwei Klaviere von Pierre Boulez aufführten, empfanden die Professoren das als einen Affront. Sie lehnten nicht nur die Werke zeitgenössischer Komponisten ab, sondern begegneten auch der 2.Wiener Schule und der in ihrer Nachfolge entstandenen Musik mit Skepsis und Argwohn. Für Cardew hatte das die Konsequenz, daß er sich während des Studiums im Übermaß mit traditionellen Formen und Satztechniken beschäftigen mußte, obwohl sein eigentliches Interesse der seriellen Musik galt: „Als ich die Akademie besuchte, war ich eher daran interessiert, wie Stockhausen zu komponieren; die Pastiches im Stil des 19.Jahrhunderts, die ich zu schreiben hatte, habe ich nie sonderlich ernst genommen“ (Cardew 1975, 31).
Wie vielen anderen Komponisten seiner Generation diente auch Cardew die Musik Anton Weberns und Pierre Boulez' als Orientierung auf der Suche nach einer eigenen Musiksprache. Ihr Einfluß auf sein Komponieren machte sich zum ersten Mal im 2.Streichtrio (1955) und später in der 2.Klaviersonate (1956) bemerkbar. Entsprach das 1.Streichtrio (1954) mit Sonaten- ...